Leseprobe

Wer die vorgegebenen Pfade meidet und seinen eigenen Weg geht, ist einsam. Noch haben sich keine Weggefährten eingefunden; sie werden kommen, aber das braucht Zeit. Leider ist der Wanderer zwar einsam, aber nicht allein. Das Kollektiv, das er verlassen hat, schickt ihm nämlich seine Furien hinterher; diese strafen ihn mit Kirchenbann, Redeverbot, Verleumdungen und Ausschluss von der familiären Weihnachtsfeier. Niemand ruft mehr Hass und Wut hervor als der Eigensinnige, obwohl er doch im Kräftegefüge die absolute Minderheit darstellt. Denn vom Eigensinnigen geht ein Anspruch aus, der den Menschen, die im Gegebenen verharren, unangenehm ist.

Giordano Bruno, Mechthild von Magdeburg, Joseph Beuys, Carl Gustav Jung, der Buddha und der große Eigensinnige Jesus - sie alle, so unterschiedlich in Wesen und Bedeutung sie auch sind, stellten unbequeme Fragen. Sie waren fähig, tiefer zu schauen, höher zu fühlen, weiträumiger zu denken, schneller voranzugehen. Ihre Person selbst war ein Spiegel, in dem die anderen sich plötzlich als bequeme Mitläufer erkannten, als unwillige Denker und als Hüter ihrer kleinen Sicherheiten.

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